
Ich werde oft gefragt, wie ich zum Malen gekommen bin. Und meistens antworte ich:
„Ich war nie weg davon.“
Malen war schon immer da – als Kind, als Jugendliche und junge Erwachsene.
Was sich jedoch im Laufe der Jahre verändert hat: Ich habe begonnen, dem Malen einen Platz in meinem Leben zu geben – nicht nur auf dem Papier und in der Wohnung, sondern in mir.
Deshalb passt der Titel nicht ganz. Und irgendwie doch. Warum wirst du im Laufe des Artikels herausfinden.
Wenn ich meine Kinderzeichnungen durchsehe, bin ich nicht zum Malen gekommen, sondern habe einfach immer schon gemalt. Ich habe es schon als Kind geliebt meine Familie in unterschiedlichsten Varianten zu malen, umgeben von Blumen, Schmetterlingen und Vögeln.
Damals war es ein besonderer Moment, wenn meine Mama das Datum und meinen Namen auf meine Kinderzeichnung geschrieben hat. Später dann habe ich das selbst gemacht.
Über die Volksschulzeit trat das Malen dann eher in den Hintergrund bzw. war etwas, was ich nach schulischen Regeln machte. Insbesondere auch im Alter von 11 bis 14. Ich erinnere mich an viele viele Unterrichtsstunden, wo meine Bilder nicht „genau genug“ oder schlichtweg nicht so waren, wie mein Lehrer es sich vorstellte.
Und während ich das schreibe, kommt mir die Vermutung, dass viele meiner heutigen Bilder vielleicht sogar eine Art Rebellion sind- eine Rebellion gegen die Norm, die Erwartung und die Perfektion.
Schon als Jugendliche wollte ich keine perfekten Bilder. Ich wollte nicht so malen wie alle anderen oder das, was mir vorgegeben wurde. Ich wollte vielmehr das Malen selbst genießen. Das zu kommunizieren und zu leben habe ich mich damals noch nicht getraut.
Wie ich die Farben verlor- und wiederfand
Und so habe ich still und heimlich begonnen für mich zu malen- bei weitem noch nicht frei. Damals malte ich am liebsten Mandalas aus. Es beruhigte mich die Kreisbilder mit Farbe zu schmücken und zu beobachten, wie es durch das Malen in mir ruhiger wurde. Ich erinnere mich an einen Augenblick am Meer, wo ich in einem sehr herausfordernden Moment Musik laufen ließ und spürte, wie gut mir das Malen tat.
Wie gut es mir tat, in die Welt der Farben und Formen abzutauchen.
Ich erinnere mich auch daran, wie gerne ich graffitiähnliche Bilder und Schriften malte und hier schon meine ersten Auftragsarbeiten gestalten durfte. Meine Geschwister und viele Freunde rund um mich wünschten sich ein Graffitibild mit ihrem Namen. Das war sehr besonders für mich.
Bis ins Erwachsenenalter war das Malen nur zwischendurch da. Ich gab mir die Erlaubnis erst, wenn es mir nicht gut ging- vor allem körperlich. Dann hatte ich scheinbar Zeit und Raum mich „gesund zu malen“.
Wie viel leichter wäre mir die Zeit des Studiums gefallen, wenn ich damals schon gemalt hätte. Ich habe mir so oft den Kopf zerbrochen über Beziehungsfragen, fühlte mich unwohl und wusste nicht wohin mit mir. Scheinbar endlose Gedankenschleifen führten mich fast in den Wahnsinn. Immerhin entdeckte ich im Rahmen meiner Masterarbeit das freie Schreiben für mich. Das tat mir unheimlich gut. Jeden einzelnen Morgen schrieb ich, was da war, bevor ich in die Welt der Wissenschaft eintauchte. Aber das Malen war weit weg.
Bis irgendwann eine Freundin von ihrer Ausbildung zur Kreativtrainerin erzählte und mich ihre Worte nicht mehr losließen. Damit begann wohl meine Reise mit den Farben. Ich schrieb mich für die gleiche Ausbildung ein und begann zu malen.
Viel zu malen.
Immer mehr zu malen.
Insbesondere während der Coronazeit, dem Lockdown und so vielen Fragen, Zweifeln und Ängsten. Ich habe meinem Inneren über das Papier und die Farben Ausdruck verliehen. Heute noch spüre ich die große Bedeutung der Bilder, welche in dieser Zeit entstanden sind. Ich spüre, wie viel Halt sie mir gegeben haben, wie viel sie in BeWEGung gebracht haben, wie viel Klarheit durch das Malen entstand.

Mein Weg mit Pinsel, Herz und Intuition- eine persönliche Reise
Lange redete ich mir ein, dass das tägliche und oft mehrmals tägliche Malen ein „Sammeln von Erfahrungsstunden“ für die Ausbildung war. Doch irgendwann begriff ich, dass es zu einer essentiellen Methode für mich wurde, um in Kontakt mit mir zu kommen. Mit mir zu sprechen. Mir zu zuhören. In Dialog zu sein mit mir und meiner Innenwelt.
Das Malen eröffnete mir Räume, dich bis dahin nicht kannte. Es schenkte mir Erkenntnisse, zu denen ich auf anderen Wegen nicht gelangte und es bot mir einen Frieden, den ich nicht wieder hergeben wollte.
Ich weiß noch, wie ich vor und nach der Trennung von meinem langjährigen Partner all meine Fragen, meinen Schmerz in Bilder verwandelte. Wie gut es mir tat, die Tränen laufen zu lassen und zugleich endlose Aquarellflächen zu malen.
Ich erinnere mich aber auch an Momente auf Reisen oder auch im Haus meiner Eltern, in denen ich nicht wusste wohin mit meiner ganzen Freude am Leben und so besondere Bilder entstanden, die mein Herz noch heute hüpfen lassen.
Warum ich ohne Farben nicht sein kann
Malen ist heute essentiell für mich.
Wenn ich über längere Zeit nicht male, werde ich krank. Das hat mir mein Körper im vergangen Jahr eindrücklich gezeigt (dazu an anderer Stelle mehr). Malen und Kreativität ist mein Weg mein Leben, meinen Alltag zu verarbeiten, mich zu spüren und auszurichten.
„Für mich ist es lebenswichtig das Leben in Farben zu verwandeln“- so fasste ich es in einer Sprachnachricht an eine Freundin zusammen.
Egal, ob ich in der Früh zum Aufwachen male, am Bahnhof, wenn ich auf den Bus warte oder auf der riesigen Leinwand zu Hause: Malen ist ein „ja“ zu mir, „ja“ zum Moment und allem was ist. Ich bringe in BeWEGung, was da ist, ich spüre ich mich und ich finde neue Antworten auf meine Fragen. Es breitet sich eine innere Ruhe aus, die ich nicht in Worte fassen kann. Es ist einfach Frieden pur in mir.

Was sich verändert, wenn du dir erlaubst zu malen
Ich bin überzeugt davon, dass diese Wirkung vom Malen nicht nur bei mir da ist und darf es immer wieder neu bezeugen- von den ersten Online Malkursen, die ich zum Abschluss meiner Ausbildung gehalten habe bis heute in unterschiedlichsten Gruppen- und Einzelsettings. Sobald die erste und größte Hürde des „Ich kann nicht“/ „Ich weiß nicht“ überwunden wurde, ist da ein sanfter Dialog mit sich selbst.
Ein Dialog, der dir nicht nur neue Antworten eröffnet, sondern deine Essenz immer mehr zum Vorschein kommen lässt.
Wenn du neugierig geworden bist, begleite ich dich gern in einem meiner intuitiven Malräume.
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